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Montag, 6. Oktober 2014

Dominanz = Aggression?



Aggression und Dominanz… für uns Menschen sind diese beiden Begriffe häufig sehr eng verbunden. Und genau das führt im Umgang mit Tieren zu den schauerlichsten Auswüchsen. 
Gerade Pferde sind sehr anfällig für diese Art des Umgangs. Denn im Gegensatz zu Hunden reagieren sie häufiger mit Flucht, als mit Gegenaggression auf unangemessenen Druck. Und jede Angstreaktion des Tiers ist für den Trainer eine positive Verstärkung dieses Verhaltens. Vermeintlicher Gehorsam und Respekt gaukeln einen Erfolg vor. In Wahrheit kosten diese Methoden mehr, als sie uns einbringen. Nämlich das Vertrauen des Tieres.

Ein häufig genommenes Argument für ruppigen Umgang mit dem Pferd ist, dass es unter den Tieren, in der Gruppe, noch viel wilder zuginge. Doch ist das wirklich der Fall?

Über die Jahre wurden die verschiedensten Beobachtungen an wildlebenden und domestizierten Equidenbeständen durchgeführt um die Rangbildung innerhalb dieser Gruppen zu ergründen.

Die erste und wichtigste Feststellung der Forscher war, dass es hierbei keine einfache Regel geben wird. Je nach Habitat, Rasse und Populationsdichte kommen die verschiedensten Herdenformen vor.

Bei den meisten Pferdegruppen (ganz anders als bei Eseln oder Zebras) herrscht allerdings eine sogenannte „Haremsstruktur“ vor. Ein dominanter Hengst führt eine Herde von Stuten und seinen eigenen Fohlen. Der Hengst ist hierbei in einer Beschützerrolle. Er verteidigt die Herde gegeb Fressfeinde oder andere Hengste.

Junghengste werden mit der Geschlechtsreife (ca. ein- bis zweijährig) aus der Gruppe vertrieben und gründen bis sie ausgewachsen sind sogenannte Jungesellenverbände. Hier übernehmen tatsächlich die älteren und stärkeren Hengste die Führung und raue Kampfspiele sind an der Tagesordnung. Die Jährlinge lernen in diesem Umfeld aber nicht nur wie man kämpft, sondern auch wie man sich unterordnet, Fressfeinde abwehrt, eine Gruppe führt, wo es Wasser und Futter, Mineralien und Schutz gibt, und noch vieles mehr.
Mit ca. fünf Jahren gelingt es den meisten Hengsten ihre erste Stute, oder gar Herde zu erlangen und zu halten. In diesem Alter also, verlassen sie die Jungesellengruppe.


Unter den Pferden kommt es unter Umständen zu starken Auseinandersetzungen. Der überwiegende Teil der Kämpfe aber ist ritualisiert und führt nicht zu ernsthaften Verletzungen.




In menschlicher Obhut  haben wir eine völlig andere Situation. Gemischte Gruppen ausgewachsener Tiere kommen in der Natur so gut wie nie vor. Auch die Gruppengröße überschreitet oft (gerade in Lauf- und Aktivställen) bei weitem die natürlich gewachsener Herden. Dies und auch das Kastrieren von Hengsten wirft ganz neue Konfliktherde auf, die häufig der Grund für Aggression unter den Pferden sind.

zu viele Pferde auf zu engem Raum; Individualabstände einhalten wird unmöglich


Auch haben viele Pferde nicht die Möglichkeit von älteren Artgenossen zu lernen, was normales Sozialverhalten ist. Die klassische Fohlenweide, auf der Absetzer mit Altersgenossen aufwachsen, ist ein großes Übel für die Sozialisierung junger Pferde. Wenn auch, ein für Züchter häufig notwendiges. Man stelle sich nur eine Gruppe vierjähriger Kinder vor, die ohne jede erwachsene Bezugsperson aufwachsen und nur ihren eigenen Regeln unterworfen sind. In solch einer Struktur gewinnt meist tatsächlich der, der am aggressivsten vorgeht.

Beengtheit, Konkurrenz um Futter und Wasser, längere Trennungen, schlechte Integration, sexuelle Frustration (rossige Stuten, „Probierhengste“), Traumata (frühes Absetzen, erzwungene Kopulation), mangelnde Sozialisierung, Kastration und und und.

In Gefangenschaft sind die Gründe für Aggression vielfältig und oft wenig natürlich.

Aufdringliche Nachbarn führen durch die fehlende Ausweichmöglichkeit bei Boxenpferden schnell zu Futterneid



Rauer und unfairer Umgang mit Pferden ist also keinesfalls durch die Herdenstruktur zu rechtfertigen.

 
Stimmen die Umstände sind Pferde hochsozial und sehr gesellig

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